HASSELBACH - Kurz nach 20 Uhr betrat Chormann in Anzug und Fliege die Bühne und begrüßte die Zuschauer im restlos ausverkauften Kulturzentrum mit seinem Markenspruch „Gu’n Aamd, ihr Laid!“. Darauf folgte ein zweieinhalbstündiges Feuerwerk aus Geschichten und Gags, die sich um die verschiedensten Themen aus Alltag, Politik und Gesellschaft drehten. Vor allem die Tücken von modernen Ratgebern, Serviceangeboten und der immer mehr Lebensbereiche erfassenden Vernetzung waren Gegenstand der augenzwinkernden Kritik Chormanns.
„Beratungen kriegen wir schon morgens aus dem Radio, da weiß ich vor dem Aufstehen schon, was ich abends essen und im Fernsehen gucken soll“, echauffierte sich „De Pälzer“ in seinem Heimatdialekt und verwies darauf, dass in Buchhandlungen mittlerweile ganze Regalwände mit Ernährungs-, Beziehungs- und Persönlichkeitsratgebern gefüllt seien. „Aber im Prinzip hat’s das ja auch schon immer gegeben, als Beispiel muss man sich nur den Fußballplatz angucken: Zweimal elf Spieler, 40 000 Berater. Und alle wissen es besser als die, die gerade auf dem Feld stehen.“
Auch an den großen Institutionen im Land und deren Plänen gingen Chormanns Ausführungen nicht vorbei. „Ist hier jemand im Raum, der sich in seinem Leben schon mal um zwei Milliarden Euro verrechnet hat? So jemanden würde ich gerne mal kennenlernen“, meinte der Kabarettist und verwies scherzhaft auf die immer wieder nach oben korrigierten Kosten des Bahnhofsprojektes „Stuttgart 21“. Besonders diese Seitenhiebe sorgten, zusammen mit den sich anschließenden Bemerkungen über den ehemaligen Limburger Bischof Tebartz-van Elst, für heitere Stimmung und viel Applaus.
Dass „De Pälzer“ nicht nur komödiantisch, sondern auch musikalisch ein Talent ist, zeigte sich ebenfalls: Chormann setzte sich immer wieder an den zentral auf der Bühne platzierten Flügel und bot selbst geschriebene Stücke dar, die unter anderem die Sinnlosigkeit von rheinländischen Phrasen wie „Do müsse mer mol gugge“ und „Des isses jo“ oder auch das Zusammenleben von Mann und Frau zum Thema hatten. Bei allen musikalischen Zwischenspielen quittierte das Publikum die Spitzen des Kabarettisten mit großem Gelächter und gesanglicher Unterstützung bei den Refrains.
Gegen Ende wurde es dann kurzzeitig nachdenklich und ungewohnt still im Saal, als Chormann sich mit den Geschehnissen der erst eineinhalb Wochen zurückliegenden Anschläge auf die Pariser Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ auseinandersetzte. Ohne aus der Rolle zu fallen, brach der Kabarettist eine Lanze für die Meinungsfreiheit und die Bedeutung der Satire, wofür ihm alle Anwesenden lange Applaus spendeten.
Als das Programm schließlich nach zweieinhalb Stunden und einer Zugabe geendet hatte, waren sich die Zuschauer einig. „Ich habe lange nicht so gelacht“, meinte die Hasselbacherin Barbara Helmholz. Und auf die Frage, ob sie ein persönliches „Highlight“ in der Vorstellung gehabt hätten, antworteten Ina Grün und Gabriele Ruby: „Nein, das kann man so nicht sagen. Das Programm war eigentlich als Ganzes hervorragend.“
Ein Zitat aus Chormanns Programm lautete „Kritik ist eine berechtigte Beurteilung“. Und tatsächlich kann jeder, der die Vorstellung im Kulturzentrum verfolgt hat, mit Fug und Recht behaupten, einen Kabarettabend gesehen zu haben, dem es weder an feinsinnigen Pointen noch an beißender Satire mangelte. Ramon Chormann präsentierte sich als ein erfahrener Entertainer, der sich auch nicht aus der Ruhe bringen ließ, als in der zweiten Hälfte des Programms kurzzeitig sein Mikrofon ausfiel. Es bleibt zu hoffen, dass „De Pälzer“ dem Usinger Land bald wieder einen Besuch abstattet, um sich „übbe olles offzuresche“.
Quelle: Taunus-Zeitung
HASSELBACH - (sn). Gleich von Anfang an hatte „de Pälzer“ Ramon Chormann sein Publikum im Bann. Mal bedauerte es ihn mit einem gemeinschaftlichen „Ooch“, lachte und juchzte über seine Pointen, sang und klatschte bei seinen Liedern mit. Als er dann noch den Flügel im Kulturforum Hochtaunus lobte, schlossen ihn die Hasselbacher vollends ins Herz.
„Ich saa’s jo nur!“, mit diesem seinem fünften Programm, das er an diesem Abend erst zum zweiten Mal zeigte, nahm der Mundart-Kabarettist Chormann wieder Gott, die Welt und sich selbst aufs Korn. Der Gastgeber MGV „Liederkranz“ Hasselbach bot mit diesem Auftritt Mundart-Comedy vom Feinsten. Mit der Verständigung zwischen dem „Pälzer“ und dem hessischen Publikum klappte es so gut, dass die gefühlte eine Stunde Entfernung zur Heimat Chormanns in Kirchheimbolanden bis zum Schluss auf nur noch 20 Minuten schrumpfte. Dort eröffnet Chormann im Mai sein eigenes Theater.
Vom Telefonieren, wie es früher einmal war und dem Möbelkauf in einem echten Möbelhaus über schlimme Namen bis hin zum Arztbesuch reichten seine Themen. Den Tipp vom Arzt, moderater zu trinken, habe er merkwürdig gefunden. Denn von Silvaner oder Riesling habe er schon gehört, aber noch Nie von Moderater. Im Übrigen habe er mehr alte Trinker gesehen als alte Ärzte.
Den Satz „Do müsse mer mol gugge“, pflückte er nach allen Regeln der Kunst auseinander und entlarvte ihn als nichtssagende Floskel genau wie „Des isses jo“ und „Ich saa’s jo nur“. Letzteres beziehe sich meist auf Ratschläge, die in der heutigen Zeit jeder zu jeder Tageszeit auch ungefragt bekomme. So gebe es im Stadion zweimal elf Rat suchende Menschen und 40 000 Berater.
Die Steuerberater, Verkaufsberater, Kundenberater, Hochzeitsberater, Typ- und Farbberater seien doch nur dazu da, den Menschen, die nicht mehr bereit seien selbstständig zu denken, zu bequem seien oder keine Verantwortung übernehmen wollten, das Denken abzunehmen. Aber sein Lieblingsberater sei der Vermögensberater, obwohl er noch selten von einem vermögenden Vermögensberater gehört habe. „Die ersten Berater sind die Eltern. Und sie stellen ihre Beratungstätigkeit nie ein“, stellte Chormann fest.
Nicht nur mit Worten kann „de Pälzer“ gut umgehen auch mit Noten und einem Flügel, wie er hier unter Beweis stellte. Bei seinem Lied „Ich saa’s jo nur“ stimmten die Hasselbacher Sänger im bis zum letzten Platz besetzten Saal bereitwillig in den Refrain mit ein und klatschten mit. Aber auch etwas nachdenklichere Töne, immer mit einem Zwinkern in Auge, stimmte Chormann mit seinem Lied „Mei Bua, du schaffst des scho“ an.
Chormann verglich das Fernsehen früher und heute, wobei es jetzt mehr Smalltalk gebe, was er frei mit Schmalspurgespräch übersetzte. Und bei den Kindern wurden die „Fieß für zum Laafe“ abgeschafft, drum würden sie immer fetter. So erlebten die Besucher aus ganz Weilrod und weiter her im Kulturforum einen rundum vergnüglichen Abend.
Quelle: Usinger Anzeiger
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