Von Evelyn Kreutz
Hasselbach. Kleine Besetzung mit großer Wirkung, damit möchte man dieses gelungene Konzert überschreiben. Nicht nur den drei Musikern hätte man mehr Besucher gewünscht. „Wer heute hierher gekommen ist, statt zu grillen, der wird im Geist gelabt und erfrischt“, versprach Karl-Werner Joerg, der rund 50 Zuhörer bei tropischen Temperaturen begrüßte. Mitorganisatorin Friederike Richter kam kurz darauf auf die Bühne, war die Usinger Pianistin doch diejenige, die im „Trio Inspirato“ quasi die Rolle des Orchesters übernahm. Mit der Sopranistin Marietta Zumbült und Reiner Wehle an der Klarinette hatte sie für diesen Sommerabend ein stimmiges Kammermusik-Programm mit Werken aus Klassik und Romantik zusammengestellt.
Hintergrundinformationen und Liedtexte erleichterten den Zugang auch zu weniger bekannten Stücken. Den gelungenen Einstieg in das Konzert machten die Künstler mit der für Sopran und Orchester geschriebenen Arie „Schon lacht der holde Frühling“ KV 580 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791). Die unvollendete Arie wurde fünf Jahre nach Mozarts Tod uraufgeführt und galt lange als verschollen, bis 1988 ein Fragment auftauchte. Franz Beyer ergänzte und überarbeitete das Werk für Sopran, Klarinette und Klavier. Ganz im Stile Mozarts umspielte die Klarinette immer wieder die sanfte lyrisch anmutende Sopranstimme.
Im krassen Gegensatz dazu folgten drei Morgensternlieder von Mátyás Seiber (1905-1960) für Sopran und Klarinette. Die humorvollen Galgenlieder des bayerischen Dichters Christian Morgenstern inspirierten auch den ungarischen Komponisten. Der brachte darin den Geist der späten 1920er Jahre zum Ausdruck.
Mit sechs deutschen Liedern op. 103 für Sopran, Klarinette und Klavier von Louis Spohr (1784-1859) wandten sich die Künstler romantischen Liedern zu. Im Wechselbad der Gefühle zwischen Wonne und Schmerz, schmachtender Sehnsucht und herzzerreißender Verzweiflung deutete Zumbült an, dass sie ihre Stimme auch höchste Dramatik auszudrücken vermag. Friederike Richter am Klavier legte den dazu passenden Klangteppich aus, war wie Wehle stets mehr als nur einfühlsame Begleitung. Gespannt sein durfte man auf die berühmten Lieder der Mignon von Franz Schubert für Sopran und Klavier nach Texten von Johann Wolfgang von Goethe.
Im gleichberechtigten Dialog zwischen Singstimme und Klavier zeichneten die Künstler gefühlvoll nach, wie das junge Mädchen, hin und her gerissen zwischen Liebe und Leid, vor Kummer gealtert, früh aus dem Leben scheidet. Ausgesprochen ausdrucksstark interpretierte Wehle drei Fantasiestücke von Robert Schumann.
Das liedhafte erste Stück ging nahtlos über in den anmutig beschwingten zweiten Teil. Seine ganze Virtuosität zeigte Wehle im energiegeladenen Schluss. Zum krönenden Abschluss brillierten die Künstler mit Schuberts musikalischen Szene „Der Hirt auf dem Felsen“ D 965 für Sopran, Klarinette und Klavier. Weder als Lied noch als Arie einzuordnen, nimmt dieses Werk eine Sonderstellung ein. Die Klarinette wechselte zwischen solistischen Passagen und der Rolle als zweiter Singstimme und bereicherte die stimmungsvolle Lautmalerei mit interessanten Klangfarben. Anhaltender Schlussapplaus entlockte den Künstlern als Zugabe die Wiederholung von Spohrs Wiegenlied.
Quelle: Taunus-Zeitung
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